Die Lebensdauer von Windparks ist begrenzt. Bei Offshore-Windparks (OWP) sind es wegen der schwierigen Witterungsbedingungen auf See 20 bis 25 Jahre. Danach müssen sie zurückgebaut werden. Bisher gibt es aber nur wenig Erfahrung im OWP-Rückbau.
Aktueller Stand der Offshore-Windenergie in Deutschland
Im Jahr 2009 ging mit NOR-2-1 (Alpha Ventus) der erste deutsche Offshore-Windpark ans Netz. Am 31. Dezember 2021 waren in Deutschland 1.501 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 7,8 GW in Betrieb. Von den Anlagen befindet sich nur ein kleiner Teil nahe der Küste. Die Mehrheit der Anlagen stehen mindestens 20 nm bis 65 nm von der Küste entfernt, in Wassertiefen von 20 m bis 44 m.
Bis 2035 ist ein Zubau auf 40 GW Offshore-Windenergie geplant und bis 2045 soll die Anlagenkapazität sogar auf 70 GW steigen.
Besonderheiten von Offshore-Windenergieanlagen
Aufgrund des Salzgehalts von Meeresluft und Meerwasser müssen Windenergieanlagen für den Offshore-Bereich weitreichende technische Anforderungen erfüllen, zum Beispiel in Bezug auf Rostschutz- und Korrosionsbeständigkeit. Weitere Beanspruchungen ergeben sich aus Wind und Wellengang oder der Stärke der Strömungsturbulenzen in der Luft und im Wasser.
Neben den klimatischen und meteorologischen Faktoren spielen natürlich die technisch-konstruktiven Faktoren eine Rolle; da sind beispielsweise Materialermüdung, Festigkeit oder Korrosionsschutz zu nennen.
Zudem ist einzukalkulieren, dass Wartungs-, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten auf See wesentlich herausfordernder sind als an Land, insbesondere in der Herbst- und Wintersaison.
Die Wassertiefe, die in der Regel mit der Entfernung zur Küste zunimmt, ist relevant für das Design des Offshore-Windparks und damit auch für den Rückbau. In Deutschland sind die Offshore-Windparks besonders weit von der Küste entfernt. Gegenwärtig wird im Bereich der schwimmenden Anlagen geforscht; diese sollen mit Mooring- oder Ankersystemen auf Position gehalten werden.
Forschungsprojekt SeeOff
Da zum jetzigen Zeitpunkt nur wenig Erfahrung im OWP-Rückbau vorliegen, wurde das Forschungsprojekt „SeeOff – Strategieentwicklung zum effizienten Rückbau von Offshore-Windparks“ ins Leben gerufen, um die am Rückbau beteiligten Unternehmen bei der Entwicklung nachhaltiger Rückbaustrategien zu unterstützen. Unter „nachhaltigem Rückbau“ verstehen die Autoren einen kosteneffizienten, umweltverträglichen und sicheren Rückbau. Weitere Kriterien sind die Einhaltung rechtlicher Vorgaben und gesellschaftliche Akzeptanz.
An dem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projekt waren die HS Bremen mit den Verbundpartnern Deutsche Windtechnik Repowering GmbH & Co. KG, Nehlsen AG und Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE sowie die assoziierten Partner Vattenfall Europe Windkraft GmbH, TenneT Offshore GmbH und EnBW Energie Baden-Württemberg AG beteiligt. Die Leitung des Projekts lag bei Prof. Dr.-Ing. Silke Eckardt, Professorin für Zukunftsfähige Energieversorgung und Ressourceneffizienz.
Das Forschungsprojekt wurde im März 2022 nach über dreijähriger Laufzeit abgeschlossen. Die Forschungsergebnisse können nun im „Handbuch zum Rückbau von Offshore-Windparks“ nachgelesen werden.
Das Handbuch erläutert Rahmenbedingungen und Anforderungen an den Rückbau und zeigt außerdem Technologien, Logistik- und Entsorgungskonzepte auf. Die Rückbauprozesse wurden an einem Referenz-OWP untersucht und beschrieben. Darauf aufbauend wurden zehn Rückbauszenarien entwickelt und hinsichtlich ihrer Kosten- und Ressourceneffizienz, Treibhausgasemissionen, Arbeitssicherheit und Wirkung auf die marine Biodiversität analysiert und bewertet.
Das Handbuch steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/5846
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